Hans-Jürgen Madeisky Neumarkt, 3.11.05 Stadtrat Oleanderstr. 2 92318 Neumarkt i.d.OPf
Stadt Neumarkt z.H. Herrn Bürgermeister Graf Rathaus 92318 Neumarkt
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Graf!
Grund meines Schreibens an Sie ist die Tatsache, dass der, damals noch Verwaltungsdirektor, Herr Josef Graf, an den Arbeitgeber von Herrn Dieter Ries schrieb, mit der (indirekten Aufforderung, anm.) Bitte, auf ihn Einfluss zu nehmen, wegen seiner kritischen Haltung gegenüber bestimmten Maßnahmen der Stadt.
Ich halte dies für ungeheuerlich, denn gerade auch in der Stadt Neumarkt muss für alle Bürger im gleichen Maße die uneingeschränkte Möglichkeit bestehen, besonders in politischen Fragen Kritik zu äußern. Und das Recht Petitionen und Beschwerden einzureichen, muss für jeden Bürger nicht nur gewährleistet sein, sondern sollte sogar seitens der Stadt unterstützt und gefördert werden. Kritik, gerade auch in politischen Angelegenheiten, ist, demokratisch gesehen, notwendig und bewahrt in vielen Fällen vor zum Beispiel kostenintensiven Fehlentscheidungen und eventuellen Rechtsbrüchen.
In Wahrnehmung meiner Aufsichtspflicht als Stadtrat gegenüber der Verwaltung, richte ich meine Bitte an Sie auch deshalb, weil Herr Verwaltungsdirektor Josef Graf für sein Anschreiben an den Arbeitgeber, anscheinend eigenmächtig, also, so seine Erklärung, nicht im Auftrag des Oberbürgermeisters Alois Karl, den Briefkopf der Stadt verwendete und weil das Schreiben angeblich kein Einzelfall gewesen sein soll. Ich bitte auch zu bedenken, dass derartige Schreiben, mit scheinbar amtlichem Charakter, sehr negative Auswirkungen für abhängig Beschäftigte haben können. Herrn Josef Graf muss dies in aller Deutlichkeit gesagt werden. Zudem trage ich mich mit dem Gedanken, in dem vorliegenden Fall die übergeordnete Dienstaufsicht, nämlich das Innenministerium, einzuschalten.
Um nicht missverstanden zu werden: Sicherlich haben Vertreter der Stadt das Recht sich zu verteidigen oder sie sollten verteidigt werden, dann, wenn sie unrechtmäßig angegriffen werden. Im Falle eines damit zusammenhängenden Rechtsverstoßes gibt es letztlich zum Beispiel den Weg vor Gericht. Schreiben an die Arbeitgeber aber, noch dazu eigenmächtig, sieht unser Rechtsystem nicht vor. Solch ein Akt ist auch keineswegs vergleichbar mit dem verbrieften Recht eines jeden Bürgers, Eingaben und Beschwerden zu tätigen oder mit diesem Schreiben. Ich komme hiermit nämlich meiner Aufsichtspflicht nach.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Jürgen MadeiskyNeumarkt, 3.11.05 Stadtrat Oleanderstr. 2 92318 Neumarkt
An das Bay. Innenministerium Z.H. Herrn Minister Beckstein Odeonsplatz 3 80539 München
Bitte um Dienstaufsicht
Sehr geehrter Herr Minister Beckstein,
In der Stadt Neumarkt hat der städtische , damals Verwaltungsdirektor Josef Graf, sich unlängst in einem Schreiben an den Bürgermeister der Gemeinde Seubersdorf gewandt und darin Klage geführt über den dort beschäftigten, leitenden Beamten Dieter Ries und dessen staatsbürgerliches Tun in seiner Freizeit.
Herr Ries ist in Neumarkt politisch aktiv und Vorsitzender des eingetragenen Vereins „Freie Liste Zukunft“. Er hatte eine Eingabe an unterschiedliche Ministerien gemacht, wegen der Praktiken in der kommunalen Politik durch die Stadt Neumarkt . Herr Ries wohnt in Neumarkt und ist damit Bürger der Stadt. Sein Petitionsrecht dürfte in unserem Staat wohl außer Frage stehen, ebenso sein Recht auf freie Meinungsäußerung, das im politischen Bereich noch weitergehend ist, als im privaten.
Sehr befremdend ist für mich nicht nur die Tatsache eines Schreibens an den Arbeitgeber, sondern dass Herr Josef Graf sein Schreiben an den Arbeitgeber von Herrn Ries auf offiziellem Papier der Stadt, angeblich eigenmächtig, fertigte. Das soll kein Einzelfall gewesen sein.
Ich bitte Sie sicherzustellen, dass derartige Handlungsweisen unverzüglich abgestellt und nicht wiederholt werden.
In der Anlage lege ich ein Schreiben an die Stadt bei, in dem ich den Herrn Bürgermeister Arnold Graf bitte, Herrn Verwaltungsdirektor Josef Graf in aller Deutlichkeit darauf hinzuweisen, dass derartige „scheinbar amtliche“ Schreiben an Arbeitgeber für abhängig Beschäftigte sehr negative Auswirkungen haben können, die bis hin zur Existenzgefährdung reichen können.
Bitte teilen Sie mir mit, was von Ihrer Seite unternommen wurde. Vielen Dank.
Hochachtungsvoll
Hans-Jürgen Madeisky Stadtrat in der Großen Kreisstadt Neumarkt
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